Lebensretter 1 2018 13 a ktuell Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mindestens 404 Menschen ertrunken 329 Männer und Frauen das sind mehr als drei Viertel der Opfer verloren in Flüssen Bächen Seen und Kanälen ihr Leben Binnengewässer sind nach wie vor die Gefahrenquelle Nummer eins Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht Das Risiko an unbe wachten Seen und Flüssen zu ertrinken ist auch deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbä dern beschrieb DLRG Präsident Achim Haag die Gefahrenlage während der Präsentation der Zahlen Ende Februar in Berlin Haag kritisierte Kommunen und Landkreise die nicht genug für die Sicherheit der Menschen im und am Wasser täten Die DLRG könnte mit Gefahrenexpertisen und Rettungsschwim mern viele Gefahrenstellen entschärfen Die Anzahl der Opfer ist 2017 verglichen mit dem Vorjahr um 24 8 Prozent auf 404 zurückgegangen Ursächlich für die auf den ersten Blick positive Entwicklung war der Sommer mit zahlreichen Regentagen Das kühle Wetter hat viele Menschen von einem Bad im See oder an den Küsten abgehalten Der Wettergott hat uns in die Karten gespielt kommentierte der DLRG Präsident das Ergebnis Wie sich einigermaßen schönes Wetter auf die Ertrinkungsfälle auswirken kann hat der Juni gezeigt 69 Männer Frauen und Kinder ertranken allein in die sem Monat mehr als ein Sechstel der tödlichen Wasserunfälle des gesamten Jahres Die tödlichen Unfälle an Nord und Ostsee haben sich im Ver gleich zu 2016 um zwei Fälle erhöht An den Küsten zwischen Borkum und Usedom starben 28 Menschen sechs in der Nord und 22 in der Ostsee davon viele beim Segeln oder Angeln Deutlich gesunken sind die Todesfälle in Schwimmbädern 2017 verzeichnete die DLRG Statistik zwölf Opfer in Frei Hallen und Naturbädern In privaten Swimmingpools ertranken zwei Men schen darunter ein Kleinkind Besonders vom Ertrinken betroffen sind Ältere In der Alters klasse ab 55 Jahren ertranken 147 Menschen das sind 36 4 Pro zent der Gesamtzahl im Vorjahr waren es noch 32 4 Prozent Negativ sind auch die Ergebnisse bei den jungen Menschen ausgefallen Fünf Kinder im Grundschul und neun im Vorschul alter kamen im Wasser ums Leben DLRG Präsident Haag Hier ist sicherlich die zurückgehende Schwimmfertigkeit bei den Kindern eine Ursache Hart kritisiert die DLRG in diesem Zusammenhang die sich wei ter verschlechternden Rahmenbedingungen für die Schwimm ausbildung Die Zahl der geschlossenen und akut vor Schlie ßung stehenden Bäder in Deutschland erhöhe sich stets so Haag weiter Diese Entwicklung ist alarmierend Die Folgen bekommen wir alle zu spüren 20 bis 25 Prozent aller Grund schulen bieten keinen Schwimmunterricht mehr an weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht und ausbildende Verbände wie die DLRG haben lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs Jeder zweite Grundschulabsolvent ist kein sicherer Schwimmer mehr Und Die Proteste in den Kommunen gegen Bäderschließungen werden immer lauter 85 Prozent der Menschen wollen ihr Bad um die Ecke behalten Das ist die große Mehrheit Darauf sollte die Politik hören sagt der Chef der Lebensretter Die DLRG schaut daher mit kritischem Auge auf den Entwurf des Koalitionsvertrages zwischen CDU CSU und SPD Es ist in dem Schriftstück zwar die Rede von Sportstätten und auch der Förderung des Spitzensports Mit keinem Wort allerdings wird die Verbesserung der Bädersituation in Deutschland angespro chen Das nehmen wir nicht hin und protestieren auch im Na men der Bäderallianz Deutschland so Haag Noch im Juni des vergangenen Jahres wurde den ehrenamtlichen Lebensrettern der DLRG von der Vorsitzenden des Sportausschusses des Deutschen Bundestages Dagmar Freitag versprochen sich der Schwimmfähigkeit und der Förderung der Schwimmbäder an zunehmen Haag Offenbar leere Versprechungen Wie in den Vorjahren ertranken zahlenmäßig die meisten Menschen in Bayern Dort kamen 86 Personen ums Leben In Niedersachsen und Nordrhein Westfalen waren jeweils 55 To desfälle zu verzeichnen Es folgen Baden Württemberg 38 Sachsen 34 und Mecklenburg Vorpommern 32 Wie in den Vorjahren ertranken im Saarland 1 und in Bremen 2 die we nigsten Menschen In der internationalen Statistik Ertrinken je 100 000 Einwoh ner schließt die Bundesrepublik Deutschland bei 82 Millionen Einwohnern mit dem sehr guten Wert von 0 49 ab Damit liegt sie im weltweiten Vergleich mit England den Niederlanden und Schweden in der Spitzengruppe Bei den Bundesländern ran giert Brandenburg mit 0 89 an letzter Stelle Das Saarland schließt mit einem Opfer im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl mit 0 01 am besten ab Es folgen Berlin 0 14 Thüringen 0 18 und Mecklenburg Vorpommern 0 20 Fo to M ic ha el S ie pm an n DLRG BAROMETER 2017 Mindestens 404 Todesfälle durch Ertrinken Gefahrenquelle Nummer eins Drei Viertel der Opfer verloren in zumeist unbewachten Flüssen Bächen Seen und Kanälen ihr Leben 13 15 Aktuelles 01 18 indd 13 05 03 2018 11 39 41

Vorschau Lebensretter 1/2018 Seite 13
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