IV Lebensretter 3 2018 FESTANSPRACHE ZUR DLRG LANDESVERBANDSTAGUNG Karl Wilhelm Schulze Das Ehrenamt im Wandel Sehr geehrte Frau Feldmann verehrte Ehrengäste meine sehr geehrten Damen und Herren vor allem aber liebe Freun dinnen und Freunde der und aus der DLRG zunächst herzlichen Dank für die Einladung zu Ihrer Landesverbandsta gung Ich bin gebeten worden ein paar Gedanken zum Ehrenamt im Wandel vor zutragen und ich komme dieser Bitte sehr gern nach Ich möchte das aber heute nicht als bezahlter Geschäftsführer des Stadtsportbundes machen sondern lieber als Mensch im sportlichen Ehren amt das ich seit 45 Jahren in den un terschiedlichsten Funktionen ausgeübt habe und aktuell als Vorsitzender der Bielefelder Turngemeinde noch ausübe Irgendwie so glaube und hoffe ich kom men dann meine Gedanken auch au thentischer rüber Das Ehrenamt ist unsere wichtigste Res source Drastisch formuliert Der Vereins sport kann ohne Ehrenamt einpacken Und der organisierte Sport als Ganzes ebenso Mit allen Konsequenzen für un sere Gesellschaft Grund genug sich die sem Thema dauerhaft und engagiert zu zuwenden Sie dürfen jetzt an dieser Stelle keine programmatische Grundsatzrede zum Ehrenamt von mir erwarten wohl aber ein paar Schlaglichter die die Vielgestal tigkeit des Themas in den Fokus nehmen Vorab aber der Versuch einer knapp ge haltenen Definition was Ehrenamt ist oder bedeutet Im Kern ganz einfach Das Ehrenamt ist eine Zeitspende besser noch ein Zeitgeschenk In einer Zeit in der die persönliche Zeit eine der wich tigsten Ressourcen ist muss dieses Ge schenk besondere Wertschätzung erfah ren und darf auch nicht vergeudet werden So und jetzt beginne ich mal ganz un konventionell mit einem Gedicht Willst Du froh und glücklich leben lass kein Ehrenamt Dir geben Willst Du nicht zu früh in Grab lehne jedes Amt stets ab So ein Amt bringt niemals Ehre denn der Klatsch sucht scharfe Schere schneidet boshaft Dir schnipp schnapp Deine Ehre einfach ab Wie viel Mühe Sorgen Klagen wie viel Ärger musst Du tragen Gibst viel Geld aus opferst Zeit und der Lohn Undankbarkeit Selbst Dein Ruf geht Dir verloren wird beschmutzt vor Tür und Toren Und es macht ihn oberfaul jedes ungewaschene Maul Ohne Amt lebst Du so friedlich und so glücklich und gemütlich Du sparst Kraft und Geld und Zeit wirst geachtet weit und breit Drum so rat ich Dir im Treuen Willst Du Weib und Kind erfreuen soll Dein Kopf Dir nicht mehr brummen lass das Amt den andern Dummen HINWEIS Das Gedicht wird vielfach Wilhelm Busch und in einer abgewandelten Version Joachim Rin gelnatz zugeschrieben Doch wer als der tatsäch liche Autor gilt bleibt wohl weiterhin umstritten Satire Sarkasmus Zynismus Stimmt die Botschaft die von dem Gedicht ausgeht Das nachfolgende Zitat das ich einer Verbandszeitschrift entnommen habe scheint das zu bestätigen Wer Vereinsarbeit leistet der erwartet kein ständiges Dankeschön denn er macht es gern mit all seiner Kraft und sei nem Herzen Aber je mehr man leistet umso mehr wird von einem verlangt So etwas passiert ganz langsam man merkt es lange Zeit nicht aber irgendwann dann wird die innere Stimme laut die einem sagt dass man eigentlich nur der blöde Mann für viele andere ist die nur durch Sprüche glänzen aber im Grunde genom men nichts zum Bestehen des Vereines beitragen Das nagt dann in und an einem und irgendwann fragt man sich warum man sich das alles eigentlich antut da man ja auch beruflich unheimlich einge spannt ist Die Unzufriedenheit wächst dann und man denkt immer häufiger an einen sauberen schnellen Abgang und letztlich räumt man für die Klugschwät zer das Feld Jetzt ist es still geworden und Sie fragen mich was will der Herr Schulze uns jetzt damit sagen Zweierlei 1 Diesen Frust erlebe ich jeden Tag wenn ich mit engagierten und aktiven Menschen aus Bielefelder Vereinen spreche Das Zitat spiegelt tatsächlich das Ehrenamt im Sportverein wider und viele mir bekannte Vorsitzende be ziehungsweise Vorstände leisten ihre Arbeit im Spannungsfeld zwischen Verantwortung und Hinschmeißen 2 Jedes Mitglied eines gemeinnützigen Vereins sollte sich immer zuerst fra gen was er oder sie für den Verein tut und nicht was der Verein für ihn oder sie tun soll In den Vereinen ist jedoch vermehrt festzustellen dass sich Mit glieder wie Kunden im Dienstleis tungsbereich verhalten und Ansprüche an das Ehrenamt stellen ohne dass sie sich selbst irgendwie einbringen wol len Diese Menschen verwechseln dann die Förderung des Sports so wie der Vereinszweck in fast allen Satzun gen beschrieben wird mit der Förde rung der eigenen Person So funktio niert aber ein Verein eben nicht Ehrenamt und Kundenverhalten ver tragen sich nicht Mit einem spannenden Impulsvortrag über das Ehrenamt überraschte Karl Wilhelm Schulze Geschäftsführer des Stadt sportbundes Bielefeld die Delegierten der LV Tagung Während die eingebundenen Gedichte für Heiterkeit sorgten sprach er mit vielen Feststellungen und Gedanken den Teilnehmern direkt aus der Seele Fo to W ol fr am D ic ke l

Vorschau Lebensretter 3/2018 - Regionalausgabe Westfalen Seite 6
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