20 Lebensretter 1 2019 Lebendige Organisationen wie die DLRG Jugend benötigen lebendige Konzepte Denn Konzepte können nur dann etwas bewirken wenn sie sich aktuellen Fachdebatten und den Erfah rungen derjenigen die sie nutzen anpassen Mit dem Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt das die DLRG Jugend Ende 2016 veröffentlichte ist es ebenso Inzwischen gibt es viele Rückmeldungen Erfahrungen sowie Veränderungen in der Fachdiskussion Daher wird das Schutz konzept nun um zwei wesentliche Aspek te erweitert einem Praxisheft und einer Grundhaltung zur Sexualität Das Schutzkonzept Mit dem Schutzkonzept wird ein klares Ziel verfolgt Die DLRG Jugend soll ein tä ter innenfeindlicher und somit ein siche rer Ort für Kinder und Jugendliche sein Denn sexualisierte Gewalt ist eine gesell schaftliche Realität die auch vor einem Kinder und Jugendverband nicht Halt macht Wir müssen uns vom Bild des schmierigen Sexualstraftäters lösen der in dunklen Ecken auf seine Opfer lauert Fast immer findet sexualisierte Gewalt im Nahbereich der Betroffenen statt meis tens in der Familie und im Freundeskreis aber auch in der Kinder und Jugendver bandsarbeit Denn auch hier gehen He ranwachsende langfristige Bindungen ein und verbringen einen Großteil ihrer Frei zeit Sexualisierte Gewalt wird oft aus ei ner großen emotionalen Nähe heraus be gangen Täter innen tasten sich langsam heran manipulieren gekonnt das Umfeld um dann zuzuschlagen Daher ist es so wichtig in Schutzkonzepten klare Leitlini en vorzugeben um sexualisierter Gewalt präventiv zu begegnen in akuten Situa tionen handlungsfähig zu sein und das Geschehene aufzuarbeiten Mit dem Schutzkonzept hat die DLRG Jugend die sen Anspruch erfolgreich umgesetzt pra xisnah und dicht dran an der Realität des Kinder und Jugendverbandes Das Praxisheft Sexualisierte Gewalt ist ein komplexes Thema Deshalb veröffentlicht die DLRG Jugend spätestens im Sommer 2019 ein Praxisheft das aufbauend auf das Schutz konzept konkrete Hilfestellungen und Methoden anbietet Die Vorgehensweisen zur Prävention und Intervention bei sexu alisierter Gewalt werden durch viele Me thoden und Beispiele greifbar gemacht Das Heft stellt eine konkrete Hilfestellung für Ansprechpersonen dar die bereits Er fahrungen haben aber auch für Aktive und Gliederungen die gerade mit der Auseinandersetzung beginnen Im Vordergrund stehen dabei die Fragen Mit welchem Blick müssen Maßnahmen und Angebote sowie Strukturen betrach tet werden um sie für Täter innen ab wehrend zu gestalten Wie können Kin der Jugendliche und Erwachsene für ihre eigenen Grenzen sensibilisiert und ge genüber sexualisierter Gewalt gestärkt werden Und wie können Jugendgrup penleiter innen selbst handeln wenn ein Verdacht auftritt Grundhaltung zur Sexualität Es gibt einen Grund warum immer noch wenig über sexualisierte Gewalt gespro chen wird Auch über Sexualität wird we nig gesprochen In unserem Schutzkon zept und dem Praxisheft reden wir nicht über Sexualität sondern über Gewalt Sexualisierte Gewalt bedeutet dass Se xualität als Mittel genutzt wird um Macht auszuüben Das ist ein wichtiger Unter schied Trotzdem bleibt mit dem Begriff sexualisierte Gewalt beides miteinander verbunden Mit der Grundhaltung zur Se xualität folgt die DLRG Jugend daher ak tuellen sexualpädagogischen Konzepten und möchte die Verknüpfung von Sexuali tät und Gewalt durchbrechen Insbeson dere für Kinder und Jugendliche die sich im Rahmen unseres Schutzkonzeptes zum ersten Mal mit Sexualität auseinan dersetzen ist es keine gute Erfahrung wenn Sexualität vermeintlich nur im Kontext von Gewalt verhandelt wird Stattdessen soll Sexualität als das darge stellt werden was sie ist eine positive und sehr individuelle Eigenschaft von Menschen Dabei umfasst Sexualität weit mehr als Sex denn es geht um die eigene Auseinandersetzung mit dem Körper der Körperwahrnehmung und auch den Be zug zum eigenen Körper In der DLRG Jugend und der DLRG finden viele Aktivitäten im und am Wasser statt Die Dimension des Körpers und der Sexu alität spielt dabei natürlich eine Rolle doch meist keine bewusste Das müssen wir ändern denn als Kinder und Jugend verband handeln wir lebensweltorientiert und Sexualität gehört zur Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen dazu Durch die Auseinandersetzung mit Se xua lität erfüllt die DLRG Jugend also ei nen fachlichen Standard der Kinder und Jugendverbandsarbeit Zudem ist diese Auseinandersetzung ein wichtiger Bau stein zur Prävention sexualisierter Gewalt Kinder die von sexualisierter Gewalt be troffen sind haben altersbedingt noch keinen bewussten Zugang zu ihren Gren zen und keine Worte für das was ihnen passiert Sie können diese Erfahrung nicht ausdrücken weil sie erst später ein Be wusstsein und eine Sprache dafür ent wickeln Daher befähigt eine handlungs sichere Begleitung von Sexualität in einem geschützten Freizeitangebot Kinder und Jugendliche sich selbst kennenzuler nen zu sich zu stehen und eigene Gren zen zu setzen Zum Schutz vor sexuali sierter Gewalt ist Angst eine schlechte Beraterin Stattdessen braucht es selbst bewusste Kinder und Jugendliche die für sich und ihre Grenzen einstehen können Die sexuelle Entwicklung hängt auch von der Haltung der Erwachsenen ab und wird durch sie mitgeprägt Deshalb hat der letzte Bundesjugendtag den Auftrag gegeben eine verbandliche Haltung zur Sexualität zu entwickeln Dieser Auftrag wird nun vom Arbeitsfeld Prävention se xualisierte Gewalt des Bundesverbandes umgesetzt und das Ergebnis auf dem nächsten Bundesjugendtag im Septem ber in Nürnberg vorgestellt Übrigens Die DLRG Jugend hat einen Zeichentrickfilm erstellt mit dem die Prä vention und Intervention bei sexualisier ter Gewalt kindgerecht dargestellt wird dlrg jugend de psg Michael Rogenz S E X U A L I S I E R T E R G E WA LT Erweitertes Schutzkonzept vorgelegt j ugend 20 Jugend LR 01 19 546196 indd 20 04 03 2019 13 29 36

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