f achthema Lebensretter 2 2019 31 deln zu motivieren können weitere Schließungen zum Wohle der Gesellschaft vermieden werden so Lindenberg oder interkommunale Zusammenarbeit Dr Christian Kuhn von der Deutschen Sportstättenbetriebs und Planungsge sellschaft mbH Co KG ging in seinen Ausführungen auf die Möglichkeiten in terkommunaler Zusammenarbeit ein Nach einer gründlichen Bedarfsanalyse im Vorfeld können sich durch eine Kooperation beispielsweise zweier Städte positive Wechselwirkungen insbesondere hin sichtlich Instandhaltungs Personal oder Energiekosten erge ben Einerseits kann so der Bedarf ganzer Regionen befriedigt werden andererseits lassen sich örtliche Konkurrenzen vermei den Leider macht jedoch oftmals lokales politisches Denken alle fachliche Sinnhaftigkeit zunichte sodass am Ende doch nicht an einem Strang gezogen wird bedauert Kuhn Schwierige Datenlage Die geschilderten Konzepte sind sicher Alternativen um die Schließung eines Schwimmbades im Einzelfall zu verhindern Eine grundlegende Lösung für das Problem sind sie nicht Mit der Petition Rettet die Bäder Schwimmbadschließungen stoppen fordert die DLRG deshalb einen neuen Goldenen Plan appelliert also an die gemeinsame Verantwortung von Bund Ländern und Kommunen für eine bundesweit bedarfsge rechte Bäderversorgung Voraussetzung für eine nachhaltige und dezidierte Stadt Re gional oder Sportstättenentwicklung sind zunächst jedoch valide empirische und vor allem belast bare Grundlagen Diese sind Stand jetzt leider noch nicht hinreichend gegeben Dabei sind sie so wichtig um etwa betei ligten Sportorganisationen Bürgern Ver waltungen Badbetreibern und vor allem politischen Akteuren profunde Daten an die Hand geben und auf deren Basis mögliche Konzepte erstellen zu können Prof Dr Lutz Thieme von der Hoch schule Koblenz hat es sich aus diesem Grund mit seinem Team zur Aufgabe gemacht die benötigte Datenlage zu schaffen Mit dem Projekt Bäderleben verfolgt er unter anderem das Ziel verlässliche Daten zu allen Schwimmbädern in Deutschland in klusive Ausstattungsmerkmalen zu erheben sowie ein Infor mations und Auswertungstool zu entwickeln Wirkungsvolle Argumente gesucht Seit Jahren beklagt die DLRG das anhaltende Bädersterben und hat das Thema insbesondere mit der aktuellen Petition wieder verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gehoben Darüber hinaus berichtet die DLRG jährlich über die Zahl der Ertrunkenen in Deutschland Dabei wird zumeist der Zusam menhang mit der zurückgehenden Schwimmfähigkeit sowie dem schleichenden Bädersterben hergestellt Sportwissenschaftler Thieme beobachtet diese Entwicklung und Darlegung seit Langem aufmerksam und stellte sich die Frage ob diese Argumentation überhaupt dazu geeignet ist Gelder für Bäder im kommunalpolitischen Verteilungswettbe werb zu akquirieren Zwar seien die von der DLRG regelmäßig veröffentlichten Er trinkungszahlen valide Zahlen zum Bäderbestand zu Schlie ßungen oder zum damit verbundenen Zusammenhang Bäder Badetote seien jedoch fehleranfällig und ungesichert Thieme und sein Team haben sich deshalb verschiedene ande re infrage kommende Argumentationsmuster angeschaut und kritisch hinterfragt Ein mögliches Muster wäre etwa die Forde rung an die Volksvertreter ihre politischen Versprechen auch einzuhalten Schließlich stehe doch das Schulschwimmen im Lehrplan Fällt es aus müssten die Länder eingreifen Dass diese Argumentation wenig Erfolg verspricht erklärt Thieme mit der Tatsache dass die Ausfallquoten von Schulschwimmen nur in wenigen Bundesländern ermittelt würden Weiterhin könnte man argumentieren dass Schwimmen Teil habe ermöglicht Die Fähigkeit des Schwimmens verschaffe Zugang zu Spiel Sport und Freizeit im Wasser Dies sei zwar für bildungsnahe Schichten unproblematisch schwieriger werde es dagegen für bildungs und wasserferne Bevölke rungsschichten Die soziologischen Zusammenhänge seien laut Thieme derzeit jedoch nicht ausreichend erforscht und belegt In eine ähnliche Richtung gehen die Argumentationen ver gleichbare Lebensverhältnisse zu schaffen oder an die soziale Funktion von Bädern zu denken Einerseits sei die relativ teure Infrastruktur die das Betreiben eines Schwimmbades nun ein mal bedingt in reicheren Kommunen eher vorhanden und zu stemmen als in ärmeren Gegenden Andererseits sei es wis senschaftlich kaum nachgewiesen ob Bäder tatsächlich Treff punkte verschiedener sozialer Milieus seien Auch hier ist die Datenlage dürftig und im Falle einer Diskussion gebe es immer Negativbeispiele bei denen die Situation noch miss licher ist Datenbank soll kommen Spätestens jetzt wird deutlich was alle möglichen Argumen tationsmuster gemeinsam haben Es fehlen valide Datengrund lagen Viele Vergleiche hinken bereits von vornherein ob man gelnder Daten und noch erheblichem Forschungsbedarfs Das möchten Thieme und sein Team mit dem Projekt Bäderleben www baederleben de ändern Durch finanzielle Unterstützung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft sollen gemeinsam mit Partnern wie der DLRG dem Deutschen Olympischen Sportbund oder dem Deutschen Schwimmverband Daten erho ben und angereichert werden Dazu sollen zum einen vor allem die Gesundheitsämter befragt werden die regelmäßig die Was serqualität der Bäder prüfen Zum anderen sollen die daraus resultierenden Daten durch umfangreiche Onlinerecherchen unterstützt werden um öffentlich zugängliche Strukturdaten der Bäder zu sammeln Im Frühjahr 2020 will das Team eine öffentlich zugängliche Datenbank starten und in Zukunft alle fünf bis sieben Jahre die Daten wieder abgleichen um mög lichst gesicherte Daten anbieten zu können und die Bürgerbe teiligung sowie verbandspoli tische Diskussionen zu stärken Christopher Dolz 30 31 Fachthema LR 02 19 604359 indd 31 04 06 2019 13 21 05

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