Lebensretter 3 2019 31 Der Eichenprozessionsspinner hat sich in den vergangenen 15 Jahren bundesweit als Forst und Gesundheitsschädling eta bliert Der Name geht zurück auf das typische Wanderverhalten der Larven in ein bis mehrreihigen Prozessionen Die Härchen der Raupen des Nachtfalters Thaumetopoea processionea besit zen kleine Widerhaken und haften ähnlich wie Glaswolle in der Haut Sie lösen verschiedene Formen von allergischen Reaktio nen aus Vorkommen und Gefährdungszeit Der Eichenprozessionsspinner ist ein wärmeliebender Falter der zur Eiablage bevorzugt sonnenbeschienene Hecken und Bäume am Waldrand in Süd oder Südwestlage befällt Auch einzeln ste hende Eichen in lichten Parks Gärten Alleen oder an Ufern von Flüssen und Seen sind betroffen Da der Falter nur in der sub montanen Zone vorkommt wird er fast ausschließlich in den wärmeren Niederungen angetroffen höhere oder nördlich gele gene kühlere Zonen sind noch nicht betroffen In teils großvolumigen Gespinstnestern an Ästen oder am Stamm der Eichen entwickelt sich der Falter vom Raupenstadi um zur Puppe Die Dauer der Gefährdung ist zum Teil an den Entwicklungszyk lus gekoppelt Das Weibchen legt im Juli August seine Eier im oberen Teil der Eichenkronen ab Die ersten Raupen schlüpfen im darauffolgenden Jahr Ende April Anfang Mai Sie durchlaufen sechs Larvenstadien bevor sie sich im Juli für etwa drei bis fünf Wochen verpuppen Ende Juli Anfang August schlüpfen die Fal ter deren Weibchen nach nur zwei Lebenstagen erneut Eier able gen und dann sterben Die Zeit der größten Gefährdung besteht in den Monaten Juni bis September da in den Larvenhäuten die nach dem Schlüpfen in den Nestern zurückbleiben weiterhin Brennhaare vorhanden sind In geringerem Ausmaß besteht die Gefahr ganzjährig weiter da die Haare durch den Wind leicht über große Strecken transportiert werden Ihre Gefährlichkeit verlieren sie erst nach etwa einem Jahr Pro Raupe werden cir ca 500 000 Gifthaare über alle Häutungsstadien der Larven ge bildet Klinische Symptome Innerhalb von 24 Stunden nach Kontakt verursacht das Nessel gift der Raupenhaare klinische Symptome an Haut Augen und Atemwegen Systemische allergische Reaktionen können schon binnen 60 Minuten nach Kontakt auftreten An nicht bedeckten Hautpartien zeigt die Raupenhaardermatitis ein nesselsuchtarti ges Bild mit Quaddeln Kontakturtikaria oder eine toxische Rei zung Durch spezifische IgE Antikörper und die Aktivierung von Mastzellen in der Haut durch das Gift Thaumetopoein entstehen Juckreiz Rötung Pusteln und Papeln Die Hautveränderungen können bis zu 14 Tage bestehen Bei Eindringen der Gifthaare in die Hornhaut des Auges kann eine schmerzhafte Entzündung Keratitis entstehen Da die Raupenhaare vom Wind weit transportiert werden kann auch ohne unmittelbaren Hautkontakt ein Befall der Atemwege mit Kehlkopf Rachen und Luftröhrenentzündung Bronchitis entstehen Durch Schwellung der Atemwegsschleimhaut und Hustenreaktion kann ausgeprägtes Asthma bronchiale mit Atemnot die Folge sein Gefährdete Aufenthaltsorte sind insbesondere sonnige Wald randlagen Freizeitanlagen Freibäder Campingplätze und Kin dergärten in ländlichen Regionen beziehungsweise Grünanla gen mit Eichen Betroffen sind vor allem Kinder Waldarbeiter Hobbygärtner und Spaziergänger Im Wasserrettungsdienst in bewaldeter Umgebung und bei Einsätzen an Uferböschungen ist Vorsicht geboten Die Behandlung ist symptomatisch Allgemeine Maßnahmen Nach Kontakt duschen und alle Ge genstände die mit den Härchen in Berührung gekommen sind reinigen Urtikaria und Dermatitis Mittelstarke bis starke lokale Glu kokortikoide Creme oder Lotion und systemische Antihista minika Augenkontakt Mit lauwarmem Wasser spülen und Augenarzt aufsuchen Atemwege Antihistaminika inhalative Beta 2 Mimetika Bronchodilatatoren Allergische Systemreaktionen abhängig vom Schweregrad systemische Antihistaminika bis hin zu kreislaufstabilisieren den Maßnahmen Schutzmaßnahmen Aktivitäten in befallenen Gebieten möglichst meiden Forst ämter informieren über möglichen Befall An windigen Tagen auch waldnahe Wege meiden Lange Kleidung aus dichtem Stoff tragen Raupen und Nester auf keinen Fall berühren Bei Hautveränderungen Kleidung wechseln und gründlich duschen sowie Kleidungsstücke waschen Bei Hautveränderungen oder Allgemeinsymptomen zeitnah einen Arzt aufsuchen Nester nur durch professionelle Schädlingsbekämpfer besei tigen lassen Dr med Dorothee Dill Eichen sollst du weichen GESUNDHEITSGEFÄHRDUNG DURCH RAUPENHAARE m edizin Foto Carol M Highsmith rawpixel com Fo to s 2 D or ot he e D ill 31 Medizin LR 03 19 646010 indd 31 04 09 2019 12 19 49

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