20 I Zeitcolorit IG BCE 1941 1950 Bis zum Bauchnabel im Dreck Die Bilanz ist fürchterlich Als am 8 Mai 1945 der von Hitler Deutschland ausgehende Zweite Weltkrieg endet hat es allein in Europa 36 Millionen Tote gegeben 6 Millionen Juden sind ermordet 30 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge verlieren ihre Heimat Das Tausendjährige Reich liegt in Schutt und Asche Zerstört sind neben Werkanlagen weit aus mehr Wohnungen und Häuser Viele wissen nicht wohin Durch knappe und teure Lebensmittel steht Hunger auf der Tagesordnung Wer sich die überhöhten Schwarzmarkt preise nicht leisten kann fährt aufs Land um bei den Bauern Wertgegenstände gegen Lebensmittel einzutauschen Brennstoffe zum Heizen sind Mangel ware Nicht nur Jugendliche klettern auf Kohlewagons um sich mit dem Nötigs ten zu versorgen Fringsen nennt man diese Form der Überlebenssicherung Der Kölner Erzbischof Josef Frings äußert Ver ständnis Wir leben in Zeiten da in der Not auch der Einzelne wird das nehmen dürfen was er zur Erhaltung seines Le bens und seiner Gesundheit notwendig hat wenn er es auf andere Weise durch seine Arbeit oder durch Bitten nicht erlangen kann Wie prekär die Situation ist machen Streiks und Hungermärsche deutlich an denen sich in den ersten Nachkriegsjahren rund neun Millionen Menschen beteiligen Vor Ort versuchen Betriebsräte und Gewerkschafter ihren Kolleginnen und Kollegen zur Seite zu stehen Wo immer möglich helfen sie bei der Wohnungs suche versuchen die Nahrungsmittelver sorgung zu verbessern helfen soweit wie möglich beim Erhalt von Arbeitsplätzen indem sie sich energisch gegen Demon tagen wenden Zwar erlässt der alliierte Kontrollrat in den Westzonen ein Betriebsrätegesetz das über die Regelungen von 1920 und selbst 1970 hinausgeht doch die Sieger mächte dämpfen anfangs den Willen zum Aufbau starker Gewerkschaften Zentralen Organisationen stehen sie noch skeptisch gegenüber Doch erfah rene Gewerkschafter lassen sich nicht bremsen Zum Teil an den Kontrollbehör den vorbei treffen sie sich um wieder richtige Gewerkschaften zu gründen Sie wollen aus den fatalen Erfahrun gen der Weimarer Zeit Konsequenzen Kartoffeln und Handschuhe Über ganz andere Herausforderungen als heute musste 1948 Knoll Betriebsrats vorsitzender Hermann Krautter auf einer Betriebsversammlung berichten Vor allem liegt uns die Ernährung am Herzen Immerhin konnte eine warme Mahl zeit gesichert werden Was wir hereinbekommen müssen wir alles auf nicht gerade illegalem aber doch mehr oder minder schwierigem Weg beschaffen Eine besondere Genugtuung ist dass in diesem Jahr unsere Saatkartoffeln rechtzeitig in den Boden kamen Es wurden 40 Zentner Saatgut gesetzt geerntet dagegen nur 32 Zentner Im Punkt Berufskleidung herrscht eine trostlose Lage Für die gesamte Pfalz sind für die chemische Industrie im ganzen 37 Paar Fausthandschuhe jetzt freigegeben worden Bild 18 Essensausgabe auf dem Betriebsgelände der Knoll AG Ludwigshafen am Rhein I k 1941 1950

Vorschau IG BCE // 125 Jahre gewerkschaftliche Erfolgsgeschichte Seite 20
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