Zeitkolorit IG BCE 1850 1890 I 7 Wer mit 50 von der Arbeit kaputt ist und nicht mehr malochen kann ist von der Unterstützung durch die Familie abhängig Arbeitslosengeld Sozialhilfe Gibt es nicht Anlässe berechtigten Dampf abzulassen bestehen genug Arbeitslosigkeit Kurz arbeit abgesenkte Löhne Arbeitsunfälle und unzumutbare Wohnbedingungen Die Glücklichen die Arbeit haben müssen sich zwischen 80 und 90 Stunden in der Woche schinden Der Ton ist dabei mehr als rau Im Bergbau spricht man vom Grubenmilitarismus Lokale Arbeitsnieder legungen Streiks sind die Folge Doch sehr oft bleibt der Erfolg aus Schlimmer noch Engagierte Vorkämpfer für die Rechte der Arbeiter werden ausgegrenzt beziehen Schläge landen in Haft Handwerker und Gesellenvereinigungen die sich an die traditionellen Zünfte anleh nen gründen sich und verschwinden oft wieder Es fehlt die Vernetzung Nieder lagen sind zwar bedrückend aber nicht entmutigend Sie führen letztendlich zur Einsicht dass sich die Arbeiter zu Gewerk schaften zusammenschließen müssen Doch dieser Wille zur Gegenwehr löst heftige Reaktionen aus Die Unternehmen weigern sich mit den Vertretern der Arbei terbewegung zu reden und lassen lieber die Gendarmen prügeln Die kaiserliche Politik reagiert zwischen 1878 und 1890 mit der Bismarck schen Sozialistengesetzgebung Der SPD sowie den ihr nahestehenden Gewerkschaften ist es untersagt sich zu betätigen Ähnlich kritisch wird auch die katholische Arbeiterbewegung betrachtet Sie gelten allesamt als Reichsfeinde Rund 2 000 Sozialdemokraten und Gewerk schafter werden strafrechtlich verfolgt mindestens 851 Jahre Gefängnis verhängt und rund 1 000 aufgrund ihres Engage ments aus ihren Wohnorten verwiesen Die Politik des Eisernen Kanzlers zeigt Wirkung aber eine völlig andere als er sich erhofft hat Die harte Arbeit in der Fabrik August Brey Er war nicht der erste Vorsitzende des Fabrikarbeiterverbandes Allerdings löste er schon nach wenigen Wochen den Gründer August Lohrberg ab und blieb über 41 Jahre im Amt So lange amtierte bislang kein anderer Vorsitzender einer deutschen Gewerkschaft August Brey wurde am 1 August 1864 in Gelnhausen geboren erlernte das Schuhmacherhandwerk und kam während seiner Gesellenzeit nach Hannover Dort profi lierte er sich als kluger Redner und Agitator für die Arbeiter bewegung und machte Erfahrung mit Verfolgung und Diskriminierung unter der Bismarck schen Sozialistengesetzgebung Sein Engagement sprach sich herum sodass man ihm den Gewerkschaftsvorsitz anbot den er bis 1931 innehatte Zudem gehörte er zwischen 1906 und 1932 als SPD Abgeordneter dem Reichstag an Auch hier zeigte sein Wirken eine klare gewerkschaftliche Handschrift Arbeitsbedingungen soziale Sicherheit aber auch die Lage der Kaliindustrie waren seine Themen Brey starb 1937 und wurde in Ronnenberg einem Vorort Hannovers beerdigt Bild 03 und 04 Treffpunkte mit Ausstrahlung Gasthof Ziegler in Dortmund Dorstfeld Alter Verband und der Ballhof in Hannover Fabrikarbeiterverband oder unter Tage schweißt zusammen Politisch ausgegrenzte Handwerker und Facharbeiter schließen sich in Bildungsver einen zusammen gründen Sozialkassen Rechtsschutz und Sportvereine um weiter miteinander in Verbindung zu bleiben Solidarität ist das Gebot der Stunde Denn schon in den Monaten und Jahren vor dem Auslaufen des Sozialistengesetzes 1890 ist klar Die Zeit ist reif für eine solidarische Vertretung der Arbeiter im Kaiserreich Die Geburtsstunde reichsweiter Gewerk schaften wie dem Alten Verband und dem Fabrikarbeiterverband ist da Der mutige Beginn einer erfolgreichen Entwicklung

Vorschau IG BCE // 125 Jahre gewerkschaftliche Erfolgsgeschichte Seite 7
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